Präsident Santos trifft Merkel
05. Nov 2014
Vor dem Besuch des
kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos in Berlin bittet die
Menschenrechtskoordination Kolumbien (MRKK) Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich
in den Gesprächen für die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und des
bewaffneten Konfliktes stark zu machen. Die MRKK ist ein Netzwerk von
Hilfswerken und Menschenrechtsorganisationen, zu dem auch kolko e.V., terre des
hommes, Brot für die Welt, pax christi und MISEREOR gehören. Der bewaffnete
Konflikt in Kolumbien dauert seit fast fünfzig Jahren an und hat unzählige
Opfer gefordert. Nach wie vor werden in dem Land die Menschenrechte in
gravierender Weise verletzt.
MISEREOR-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon erklärte: "Wir hoffen,
dass die kolumbianische Regierung bald eine Vereinbarung mit der FARC-Guerilla,
aber auch mit der kleineren Guerillagruppe ELN unterzeichnen wird. Die
internationale Gemeinschaft und auch die Bundesregierung sollten die Umsetzung
eines Abkommens unterstützen - jedoch nur dann, wenn die Rechte der Opfer auf
Wahrheit, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung umfassend berücksichtigt werden.
Es darf nicht vergessen werden, dass sich alle verhandelnden Parteien
schwerster Menschenrechtsvergehen schuldig gemacht haben."
Mehr als 100 Vertreterinnen und Vertreter von Menschenrechts- und
Friedensorganisationen in Kolumbien wurden im September dieses Jahres per
E-Mail von paramilitärischen Gruppen bedroht, viele davon sind Partner der
deutschen Hilfsorganisationen MISEREOR, Brot für die Welt und terre des hommes.
Die Zahl der Morde und Bedrohungen von Menschenrechtsverteidigern und
Landrechtsaktivisten hat in den vergangenen Jahren zugenommen. "Um eine
effektive Mitwirkung der Zivilgesellschaft an einem Friedensprozess möglich zu
machen, ist es dringend notwendig, dass sich solche Aktivisten ohne Gefahr für
ihr Leben engagieren können. Die deutsche Regierung muss sich bei Präsident
Santos dafür einsetzen, dass ihre Sicherheit gewährleistet wird", erklärte
dazu Bröckelmann-Simon.
Zu einer Verschärfung der Situation tragen jedoch die immer neuen Versuche der
kolumbianischen Regierung bei, die Militärjustiz auszuweiten. Deren aktueller
Gesetzentwurf zur Ausweitung der Militärjustiz wurde jüngst von zwölf
UN-Mandatsträgern massiv kritisiert, weil er die Straflosigkeit für
Menschenrechtsverletzungen zu verstärken droht, die ohnehin bei über 90 Prozent
liegt.
"Für die überwiegende Mehrzahl der von kolumbianischen Streitkräften
begangenen außergerichtlichen Hinrichtungen wurden die Täter bis heute nicht
zur Rechenschaft gezogen. Laut Angaben der kolumbianischen Staatsanwaltschaft
gab es bis Oktober 2013 weit über 4.000 mutmaßliche Fälle von
außergerichtlichen Hinrichtungen von Zivilisten durch die staatlichen
Streitkräfte. Wir lehnen daher auch die Unterzeichnung eines Rahmenabkommens
zur Beteiligung der kolumbianischen Streitkräfte an Kriseneinsätzen der EU ab.
Die EU kann sich nicht darauf verlassen, dass das kolumbianische Militär
internationale Menschenrechtsstandards einhält", erklärte Bröckelmann-Simon.
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